Wildbienen

Die Gärten in Deutschland sind zu aufgeräumt, die Flächen auf dem Land werden zu intensiv genutzt. Wildbienen finden immer weniger Nistmöglichkeiten und Nahrung. Viele Arten gelten als gefährdet.

 

Vier Fünftel der Nutz- und Wildpflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Die Artenvielfalt und viele landwirtschaftlichen Erträge hängen davon ab, was Käfer, Fliegen, Schmetterlinge, Wild- und Honigbienen leisten.

 

Auf etwa 460 verschiedene Arten wird die Zahl an Wildbienen geschätzt, die in Deutschland heimisch sind bzw. ursprünglich heimisch waren. Doch gerade diese Gruppe der bestäubenden Insekten ist besonders stark bedroht. 39 Arten davon gelten als ausgestorben oder verschollen. 31 Arten sind nach der aktuell geltenden Roten Liste vom Aussterben bedroht. Viele weitere sind stark gefährdet, so dass insgesamt 40,9 Prozent der Wildbienen zu den bestandsgefährdeten Arten zählen.

Wildbienen im Garten

Ein natürliches Gleichgewicht an Insekten im Garten ist wichtig für die Vermehrung vieler Pflanzen sowie für die Bestäubung von Bäumen, Blumen und Nutzpflanzen. Ein besonderer Helfer ist die Wildbiene. Allein in Deutschland gibt es mehr als 500 Arten, viele davon sind bedroht. Einige Wildbienen-Arten ernähren sich ausschließlich von Pollen und Nektar einer Pflanzenart. Ist diese nicht vorhanden, bleibt die Wildbiene dieser Region fern. Die Insekten suchen ihre Nahrung maximal in einem Radius von 400 Metern. Honigbienen fliegen vergleichsweise bis zu fünf Kilometer, um Futter zu finden. Im Gegensatz zur Honigbiene und einigen Hummelarten benötigt die Wildbiene zum Überleben ausschließlich heimische Pflanzen, die nicht durch Zucht verändert wurden.

Hilfe für "Bodennister"

Insbesondere Bodennister sind bedroht.

Wie man sie unterstützen kann, erfahren Sie hier.

Empfehlungen für ein Wildbienenhotel

Vorab:

Grundlage jedes Wildbienenschutzes ist die Erhaltung der Lebensräume, d.h. die gleichzeitige Erhaltung der artspezifischen Nahrungsquellen und der Nistplätze sowie die Abstellung bzw. Verminderung der verschiedenen Gefährdungsfaktoren. Wichtigster Beitrag zum Bienenschutz ist dabei die Landschaftspflege. Es gibt zu wenige offene blütenreiche Flächen. Bienen und andere Bestäuber sind aber auf Vielfalt und Durchgängigkeit angewiesen. Eine Rapsmonokultur und zu satte Wiesen, auf denen fast nur noch der Löwenzahn blüht, sind kein gedeckter Tisch! Der Chemieeinsatz in der Landwirtschaft bedroht die Artenvielfalt.

 

Wildbienenhotels leisten keinen wesentlichen Beitrag zum Schutz der Wildbienen.

Sie

- sind kein Ersatz für eine intakte Landschaft

- bringen den vielen bedrohten Arten nichts, die dringend Hilfe brauchen, denn besiedelt werden sie in der Regel von Arten, die keiner Förderung bedürfen.

- sie begünstigen die Vermehrung einiger weniger Arten unnatürlich, die Folgen für bedrohte Arten im selben Lebensraum sind nicht bekannt

- schaffen ein falsches Bild von Wildbienen-Fördermassnahmen und schaden so letztlich der wichtigen Sache der Wildbienen schon fast mehr als sie nützen.

 

Der Hype um Nisthilfen hat bereits absurde Ausmasse angenommen. Dabei spielen kommerzielle Interessen eine große Rolle. Die im Handel erhältlichen sind meistens minderwertig und entsprechen in keinster Weise den naturschutzfachlichen Anforderungen.

Künstlichen Nisthilfen machen nur in wenigen Fällen Sinn: Man kann dort einige wenige Wildbienen-Arten gefahrlos beobachten und kennenlernen.

Zu befürworten sind (vor einem erlebnispädagogischen Hintergrund) Standorte an Schulen, Botanischen Gärten und an Naturerlebniswegen.

Im Siedlungsbereich können sie bisherigen Lebensraum, der durch gut verputzte und isolierte Häuser weggefallen ist, ein wenig ersetzen.

Auch wenn sich jemand im eigenen Garten am munteren Treiben der Wildbienen erfreuen will, spricht da nichts dagegen.

 

Dabei muss man beachten, dass es beim Bau und der Aufstellung eines guten Wildbienenhotels einiges zu berücksichtigen gibt.

 

Und natürlich ist es mit dem einmaligen Aufstellen nicht getan, ein Wildbienenhotel bedarf auch der Pflege!

 

 Empfehlungen für den Bau eines „Wildbienenhotels“

 

Wir haben einige grundsätzliche Tipps zum Thema Wildbienenhotels zusammengestellt. Sie beruhen auf Empfehlungen von Fachleuten, aber auch auf Erkenntnissen, die wir in den letzten Jahren durch das Aufstellen und die Pflege unserer eigenen Nisthilfen sammeln konnten.

 

Grundkonstruktion: Es kommt nicht darauf an, dass ein Wildbienenhaus den ästhetischen Ansprüchen der Menschen gefällt, sondern dass es die natürlichen Ansprüche der Besiedler erfüllt! Eine einfache Holzkonstruktion mit Rückwand, Dachüberstand und Regalen reicht schon aus.

Füllmaterial: Es dürfen ausschließlich Hartholzklötze (Buche, Eiche, Hasel, Esche, Robinie und alle Hölzer von Obstbäumen) verwandt werden, keine Weich- oder Nadelhölzer. Das Holz muss trocken sein (z.B. zwei Jahre gelagert). Gebohrt werden Löcher von 2 – 9 mm Durchmesser, 3 – 6 mm sollten mengenmäßig dominieren. Die Bohrung sollte quer zur Holzmaserung erfolgen, nicht ins Stirnholz. Die empfohlene Bohrtiefe beträgt 5 – 10 cm. Auf saubere Bohrung ist zu achten.

Gut geeignet sind auch Pflanzenröhrchen aus Bambus, Schilf oder natürlichen Strohhalmen. Diese müssen auf einer Seite geschlossen sein.

Alle anderen Materialien (Holzwolle, Schilfmatten usw) sind ungeeignet.

Standort: Wildbienen mögen es sonnig und warm. Bester Ort für eine Nisthilfe ist ein sonniger, wind- und regengeschützter Platz (z.B. unter einem Dachüberstand von Garage, Gartenhaus oder Hauswand)

Die Ausrichtung sollte nach Süden sein. Grund für die südliche Ausrichtung des Insektenhotels sind die Larven der Insekten. Diese brauchen viel Wärme um im Frühling überhaupt schlüpfen zu können. Keinesfalls sollte die Ausrichtung nach Nordwesten sein („Wetterseite“).

Wird das Hotel ins offene Gelände gestellt, ist ein guter Regenschutz unerlässlich. Wenn die Nisthölzer feucht werden, kommt es zur Verpilzung des Nahrungsvorrates (Pollen-Nektargemisch) in den Brutzellen und die Larven sterben ab.

Ein Dach mit entsprechendem Überstand ist unerlässlich. Bei höheren Wildbienenhäusern ist auch ein zusätzlicher Überstand z.B. auf halber Höhe sinnvoll.

Wegen der Problematik des Regenschutzes sind kleinere Nisthilfen sinnvoller als große Hotels. Zudem werden die Auswirkungen des Parasitenbefalls reduziert.

Nahrungsangebot: Neben den perfekten klimatischen Bedingungen sollte auch für ausreichend Nahrungsangebot gesorgt werden. Stellen Sie das Insektenhaus daher in der Nähe von blühenden Pflanzen auf. Die Flugzeit der Wildbienen beginnt bereits im März. Deshalb sollte genügend frühblühende Pflanzen im Umfeld sein. Auch Obstbäume sind eine gute Nahrungsquelle.

Schutz vor Fressfeinden: Zur Abwehr von Vögeln kann man Nisthilfen mit einem Drahtgeflecht oder Netz schützen. Ein Abstand von ca 10 cm ist zu empfehlen. Eine Maschenweite von etwa drei mal drei Zentimetern ermöglicht den Wildbienen das problemlose Durchfliegen und hält Vögel fern.

Pflege: Eine jährliche Überprüfung und Säuberung ist unabdingbar. Das reduziert die Parasitengefahr. Zudem muss Füllmaterial ausgetauscht werden.

 

 

Negativbeispiel eines Wildbienennistholzes

 

Alle 35 Bohrungen wurden von Wildbienen besiedelt. In jeder Bohrung befinden sich etwa 7 Brutkammern, damit etwa 240 Wildbienenlarven.
Aber: 30 Bohrungen wurden nach der Eiablage der Wildbienen von der Taufliege besetzt (erkennbar an den kleinen Löcher).
In jede Brutkammer legt die Taufliege 5-7 Eier. Also sind dort ca. 1000 Taufliegen geschlüpft, aber keine Wildbiene.
Lediglich in 5 Bohrungen könnte die Wildbienenbrut erfolgreich gewesen sein.

 

Links zu weiterführenden Seiten

Wildbienengedränge

 

Motto:

 

Platz da, das ist meine Brutröhre!